Rabattmarken für Treue-Aktionen werden Handelsobjekt

Discounter und Supermärkte kämpfen um Stammkunden: Treue-Test im Internet:
Mit so genannten „Treue-Aktionen“ versuchen Discounter und Supermärkte, ihre Kunden zu binden. Wer regelmäßig einkauft und fleißig Punkte sammelt, den erwarten – so das Ergebnis einer Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW – meist attraktive Marken-Prämien. Doch mittlerweile erfreuen sich auch Nichtkunden ohne Mühe an den Schnäppchen. Massenweise können sie Treuepunkte bei eBay für einen Euro kaufen und so die aufwendigen Kundenbindungs-Programme bequem unterlaufen.

Treue liegt voll im Trend – jedenfalls bei Discountern und Supermärkten. In tausenden Filialen laufen derzeit „Treue-Aktionen“, beispielsweise bei Penny und Rewe, Real und Hit, bei Famila und Kaiser`s, bei Edeka und Marktkauf.

Ein Muster dafür ist Rewe: Dort gibt`s für jeweils fünf Euro Einkaufswert einen Treuepunkt. 30 davon, eingeklebt in ein Heft, plus einer Zuzahlung braucht‘s, um eine von 15 Prämien der Marke WMF abzuräumen. Für einen Pasta Teller beispielsweise sind so statt 39,99 nur 12,99 Euro zu berappen, für eine Kaffeemaschine statt 69 lediglich 24,99 Euro.

Auch die Konkurrenz lockt mit diversen Marken-Produkten zum regelmäßigen Shoppen. Edeka setzt etwa auf Monopoly und Lego, Penny und Real wollen mit „edlen Gläsern“ von Schott-Zwiesel sowie Villeroy & Boch glänzen, Kaiser´s fährt auf Koffer der Schweizer Firma Wenger ab, Marktkauf belohnt Stammkunden mit Töpfen von Fissler.

Sowohl Märkte als auch Hersteller der Marken-Artikel versichern, dass es sich bei den Produkten um Originalware handele. Lediglich in Einzelfällen, wie etwa bei den Fissler-Töpfen, werden Artikel „speziell für das Treue-Programm“ produziert. Dennoch gab´s auch die Spezial-Töpfe im Internet zu kaufen.

Die Treue-Prämien eint: Den Testern der Verbraucherzentrale NRW gelang es bei einer Stichprobe nicht, 15 aktuelle Zuzahlungs-Prämien, die eindeutig zu identifizieren waren, mit Hilfe von Preissuchmaschinen im Internet zu knacken.

Treue Schnäppchenjäger mag es daher freuen, dass Rewes WMF-Toaster (30 Punkte + 24,99 Euro Zuzahlung) beim billigsten Anbieter doppelt so teuer kommt, ebenso wie Reals Villeroy-&-Boch-Glasset, für das es 30 Punkte und 9,99 Euro bedarf. Spielerisch lassen sich auch günstige 33,95 Euro für eine Trivial-Pursuit-Edition unterbieten, sofern man 19,99 Euro und 25 Sammelpunkte an der Edeka-Kasse hinterlegt.

Doch so ernst wie ein Paar Graugänse nehmen es Discounter und Supermärkte mit der Treue auch wieder nicht.

„Da wir wissen, dass es Kunden gibt, die keine Punkte sammeln, diese jedoch gerne an ihre Nachbarn oder Verwandten weiterreichen, haben wir ganz bewusst die Übertragbarkeit nicht ausgeschlossen“,

sagt etwa Real-Pressesprecherin Serra Esatoglu.

Was den Initiatoren aber weit weniger gefällt: Mittlerweile reichen viele Kunden ihre Treue-Punkte wie eine Horde Bonobo-Schimpansen weiter – per Internet. Aus tausenden eBay-Angeboten lässt sich täglich wählen: von einer Hand voll bis zu mehr als 1000 Punkten. Verkäufer erzielen dabei Erlöse von bis zu 200 Euro; häufiger kassieren sie auch zwischen zehn bis 30 Euro.

Jeder Kunde könne „sein Eigentum“ veräußern heißt es dazu bei Kaiser`s. Wer sicher gehen will, sollte in die Bedingungen zur jeweiligen Aktion schauen. Die Tester der Verbraucherzentrale fanden kein Verkaufs-Verbot.

Anders sieht es aus für jene, die Punkte gleich in Tausender-Rollen verscherbeln. Da nämlich drängt sich der Verdacht auf, dass untreue Mitarbeiter der Ketten aktiv sind. Die Rewe-Pressestelle etwa droht da mit „arbeitsrechtlichen Konsequenzen“.

Was rechtlich für den Verkauf der Punkte gilt, ist auch Maßstab beim Kauf. Im Zweifel hilft der Blick in die Sammelkarte. Kaiser`s jedenfalls sieht „keine rechtlichen Probleme“, bei eBay-Auktionen zuzuschlagen.

Und das tun viele. Gleich reihenweise fand die Verbraucherzentrale Auktionen, bei denen der Zuschlag schon bei einem Euro erfolgte, inklusive Versand: mal für 30, für 120 oder gar für 550 Punkte; mal für eine Rewe-, Real- oder andere Treue-Aktion. Auf diesem Weg konnten sich auch Nichtkunden reichlich mit Prämien eindecken, ohne zuvor für 150 oder 250 Euro im Markt eingekauft zu haben.

Sie profitieren davon, dass sich bei der Einlösung „leider nicht kontrollieren lässt“ (Kaiser`s), ob die Punkte auf eBay erworben wurden. Denn im Gegensatz zum beliebten Kunden-Bonusprogramm von Payback gibt es kein personalisiertes Konto, sondern nur ein simples Sammelheftchen.

So können selbst Nachzügler in den Wochen zwischen Sammel- und Einlöseschluss einer Treue-Aktion noch Punkte bequem ergattern. Fertig geklebte Sammelhefte kommen oftmals per „Blitzversand“ – ganz ohne Markttreue.

Quelle: Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen 20.01.2012

Was manchmal hinter solchen Treue-Aktionen steckt erfahren Sie im Video:

 

Enttäuschung über Prämien bei Treue-Punkten von verbraucherinfoTV

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

By continuing to use the site, you agree to the use of cookies. more information

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close