Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Einen Tag nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gegen (noch?) Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) werden weitere Fundstellen für Unregelmäßigkeiten in der Doktorarbeit bekannt.
Zahlreiche Internetnutzer haben sich zusammengeschlossen und durchforsten online und in Echtzeit die Dissertation unseres Verteidigungsministers und Aspirant auf den Kanzlerposten.
Im Forum „Guttenplag Wiki“ sind inzwischen immer mehr unzureichend gekennzeichnete Textpassagen zusammengetragen worden. Die Seitenbetreiber laden zu aktiver Mitarbeit ein und schreiben:
„Dies ist eine kollaborative Dokumentation der Plagiate – jeder ist eingeladen, hier mitzuarbeiten. Fragen und Anregungen am Besten als Tweet an @PlagDoc“
Dort befindet sich auch ein öffentlicher Aufruf an den shootingstar unserer Regierung in Berlin .
Es sind schwere Stunden, die unser werter Herr Minister jetzt durchleben muss, nachdem Vorwürfe bekannt wurden, er hätte große Teile seiner Doktorarbeit nicht selbst erarbeitet.
So titelt etwa Spiegel online „Guttenberg in der Schummelfalle“ und schreibt:
„Wir haben wenig geschlafen in den vergangenen Nächten“, sagt Felix Hanschmann. Aus Sicht des Frankfurter Uni-Dozenten und seines Bremer Kollegen Andreas Fischer-Lescano hat sich der Schlafentzug allerdings gelohnt: Die beiden Juristen sind der Meinung, Karl-Theodor zu Guttenberg schwere Schummelei beim Verfassen seiner Dissertation nachweisen zu können. Hanschmann und Fischer-Lescano werfen dem Bundesverteidigungsminister vor, in der Doktorarbeit ausführliche Zitate an verschiedenen Stellen verwendet zu haben, ohne diese kenntlich zu machen.
Quellen: Spiegel.online Welt.online Guttenplag.Wikia
Update per 18.2.2011 13:45
Dr. iur. a. D. von und zu Guttenberg räumt Fehler ein, tritt aber nicht zurück:
Guttenberg wehrt sich gegen den Vorwurf, seine Dissertation sei ein Plagiat und gibt eine Stellungnahme ab:
„Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid.“
Daher sieht Guttenberg auch keinen Grund zurückzutreten. Einen kleinen Schritt kommt er seinen Kritikern aber entgegen: Bis die Universität Bayreuth den Vorfall abschließend untersucht hat, will er seinen Doktortitel nicht mehr führen.
Bei der Bundespressekonferenz kam es zum Eklat:
Der CSU-Politiker hatte seine Erklärung nach Worten seines Sprechers zeitlich vor „ausgewählten Medienvertretern“ abgegeben. Die Hauptstadtkorrespondenten verließen protestierend den Saal.
Nach etwa zehn Minuten wurde die Veranstaltung abgebrochen.
Der Verein der Hauptstadtjournalisten protestierte am Freitag in einem Brief an den CSU-Politiker „auf das Schärfste“ gegen dessen Informationspolitik in der Affäre um die Doktorarbeit des Ministers.
Der Vorsitzende der Bundespressekonferenz, der ZDF-Journalist Werner Gößling, erklärte:
„Wir empfinden es als Brüskierung, dass Sie zeitgleich mit der Regierungs-Pressekonferenz nur ‚ausgewählten Medien‘ eine von allen seit langem erwartete Erklärung gegeben haben.“
Er fügte an:
„Wir erwarten, dass Sie sich möglichst bald den Fragen der Hauptstadtpresse stellen“
Facto24 meint hierzu – nix als Taktik in Hinblick auf die anstehende Landtags-Wahl in Hamburg. Wer sich in der Öffentlichkeit als Saubermann präsentiert und selber keine saubere Weste hat, sollte schleunigst die Konsequenzen ziehen und seinen Hut ..äh Stahlhelm nehmen…. 😉
Quelle: sueddeutsche.de
Update 18.2.2011 20:00 Uhr
Guttenberg schrieb Doktorarbeit angeblich nicht selbst
Führende Koalitionskreise gehen einem Zeitungsbericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstagsausgabe) zufolge davon aus, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) seine 2006 eingereichte Doktorarbeit trotz gegenteiliger Beteuerungen „nicht selbst geschrieben hat“. Das wird unter Berufung auf Vertreter von Union und FDP berichtet…
Diese Vermutung lege sowohl das Ausmaß der plagiierten Stellen als auch die Tatsache nahe, dass die Einleitung des 475-Seiten-Werkes schon mit einem Plagiat beginne, heißt es demnach. Schließlich sei „die Einleitung das Persönlichste überhaupt“.
Quelle: stern.de
Um sich einen Überblick zu verschaffen, was ist Original und was ist Guttenbergs Kopie, gibt es bei Spiegel.de eine sehr gute Abgleichfunktion, welche Sie hier aufrufen können. Damit können Sie das Original mit der Kopie vergleichen
Quelle: spiegel.de
Update per 22.2.2011
Guttenberg verzichtet auf seinen unrechtmässigen Doktortitel
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will auf seinen Doktortitel verzichten. Wegen der Plagiat-Vorwürfe hat der CSU-Minister die Universität Bayreuth gebeten, seinen Doktortitel zurückzunehmen. Zur Begründung habe er auf „gravierende, handwerkliche Fehler“ in seiner Dissertation hingewiesen, teilte die Universität am Montagabend mit. Sie sei aber dennoch verpflichtet, die Rechtmäßigkeit der Doktorarbeit zu prüfen.
Seine Entscheidung von vergangener Woche, den Titel ab sofort nicht mehr zu führen, sei richtig gewesen, sagte Guttenberg am Montagabend bei einer CDU-Veranstaltung im hessischen Kelkheim.
Quelle: t-online
Update 24.2.2011:
Die Universität Bayreuth hat Guttenberg den Doktortitel offiziell aberkannt:
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) darf keinen Doktortitel mehr führen. Das gab Hochschulpräsident Rüdiger Bormann nach einer Sitzung der Promotionskommission der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bekannt. Der Minister hatte am Montag in einem Brief an die Universität „gravierende handwerkliche Fehler“ bei seiner Doktorarbeit eingeräumt und selbst um die Aberkennung des Titels gebeten.
Guttenberg habe wissenschaftliche Standards „objektiv nicht eingehalten“, sagte Bormann. Die wörtliche und sinngemäße Übernahme von Textstellen ohne hinreichende Kennzeichnung verstoße gegen die Rechtsprechung und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens, erläuterte Bormann.
Quelle: t-online
Update per 1.3.2011
Nachdem die Universität Bayreuth den Doktortitel aberkannt hat, mehren sich nun die Rücktrittsforderungen.
Selbst in den eigenen Reihen verliert Herr Guttenberg jetzt an Unterstützung:
In einem offenen Brief werfen 20.000 Wissenschaftler und Bürger Kanzlerin Merkel „Verhöhnung“ vor, weil sie an Karl-Theodor zu Guttenberg festhält. Auch CDU-Forschungsministerin Schavan sagte, sie schäme sich für die Plagiatsaffäre, und zwar „nicht nur heimlich“.
So wurde lt. Recherchen des Tagesspiegel jetzt auch bekannt, daß Guttenberg nur mit einer Ausnahmegenehmigung überhaupt promovieren durfte.
Update per 1.3.2011 (mittags)
Guttenberg ist zurückgetreten
siehe unsere Meldung und Kommentar von heute