vzbv fordert von Bundesminister Schäuble wirksame Kontrollen und Sanktionen durch Finanzaufsicht
Die Finanzaufsicht muss die Kreditberatung von Banken besser kontrollieren und Verstöße gegen Informationspflichten sanktionieren. Das fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) als Konsequenz aus einer aktuellen Untersuchung der Zeitschrift Finanztest. Demnach ignorierte ein Großteil der getesteten Geldinstitute ihre gesetzliche Pflicht, Kunden ein standardisiertes, individualisiertes Kreditinformationsblatt auszuhändigen. „Die Banken setzen darauf, dass keiner hinschaut. Die Regierung muss die Finanzaufsicht in die Lage versetzen, den Unternehmen auf die Finger zu hauen“, fordert vzbv-Vorstand Gerd Billen.
Erst kürzlich hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Reform der Finanzaufsicht beschlossen. Dieser sieht jedoch nicht vor, den gesetzlichen Auftrag der Behörde auf den Bereich Verbraucherschutz effektiv auszuweiten. Insbesondere fehlen konkrete Aufgaben und Befugnisse, um dem erklärten Ziel gerecht zu werden, kollektive Verbraucherinteressen zu schützen. „Egal ob Beratungsprotokolle, Provisionsoffenlegung oder Informationspflichten bei Kreditangeboten, die Banken handeln, wie es ihnen passt. Ein solches Verhalten darf sich nicht mehr lohnen. Finanzminister Schäuble muss endlich für wirksame Kontrollen und Sanktionen sorgen“, so Billen.
vzbv wird EU-Kommission über Mängel informieren
Seit Sommer 2010 haben Verbraucher einen Anspruch darauf, vor einem Vertragsschluss über das potenzielle Kreditprodukt individuell informiert zu werden, um Angebote vergleichen zu können. Die Bundesregierung muss nach Auffassung des vzbv dafür Sorge tragen, dass diese EU-Vorgaben eingehalten werden. Er wird deshalb die EU-Kommission über Mängel in diesem Bereich offiziell informieren. Das gilt auch für weitere Probleme, die die Zeitschrift Finanztest nun offengelegt hat, etwa fehlerhafte Schufa-Abfragen mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen.
Wer Transparenz scheut, hat etwas zu verbergen
Von den Banken fordert der vzbv, ihrer Informationspflicht ab sofort vollständig nachzukommen. Verbraucher sollten bei der Anfrage von Kreditangeboten darauf bestehen, ein standardisiertes Informationsblatt zu erhalten, das auf ihren individuellen Bedarf zugeschnitten ist. Verweigern sich Geldinstitute diesem Wunsch, sollten die Interessenten von einer Geschäftsbeziehung Abstand nehmen. „Wer Transparenz scheut, hat etwas zu verbergen. Mit solchen Leuten sollte man keine Geschäfte machen“, so Billen.
Quelle: Pressemitteilung Verbraucherzentrale vom 15.5.2012
Laut Stiftung Warentest waren die Beratungen für Kredite bei 10 von 12 Filalbanken „mangelhaft“:
Filialbanken behindern Kunden beim Kreditvergleich und schädigen sie mit falschen Schufa-Einträgen. 10 von 12 getesteten Filialbanken bekamen deshalb für ihre Beratung ein „Mangelhaft“, die beiden anderen waren „ausreichend“. Direktbanken machen es besser. Zu diesem Ergebnis kommt die von der Stiftung Warentest herausgegebene Zeitschrift Finanztest, für die Testpersonen insgesamt 85 Kreditangebote in Höhe von 4.000 Euro bei 17 Filial- und Direktbanken eingeholt haben. Alle Testpersonen hatten eine ausreichend hohe Bonität.
„Das Ergebnis ist niederschmetternd“, lautet das Fazit von Finanztest. Den Kreditangeboten der Filialbanken fehlten oft die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen, die dem Kunden einen Vergleich verschiedener Angebote ermöglichen. Außerdem beschädigten einige Bankberater die gute Kreditwürdigkeit der Kunden durch falsche Anfragen bei der Schufa, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Wählen die Bankmitarbeiter ein falsches Anfragemerkmal, wirkt sich das negativ auf die Bonität des Kunden aus. Als Folge davon wird es für ihn entweder deutlich teurer, Geld zu leihen oder er erhält gar kein Kreditangebot mehr. Einige Banken im Test beharrten auf dem Abschluss einer Restschuldversicherung, die bei der geringen Kreditsumme verzichtbar ist. Wie teuer die Versicherung sein kann, zeigt ein Beispiel der Berliner Volksbank. Hier würde sich der Zins von 9,99 Prozent auf 19,33 Prozent erhöhen.
Bei den Direktbanken sah es besser aus. 4 von 5 Banken schnitten „sehr gut“ ab. Sie haben das Erstellen von Kreditangeboten in der Regel automatisiert.
Der ausführliche Test „Kreditangebote“ ist in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und online unter www.test.de/kreditberatung veröffentlicht
Quelle: Pressemitteilung test.de vom 15.5.2012