Schufa Selbstauskunft-Portale gehen ans Netz um kostenlose Selbstauskünfte einzuholen

MKH – (eigener Bericht)

Seit dem 1. April 2010 (kein Aprilscherz) sind pro Jahr eine Selbstauskunft zu den gespeicherten Daten bei der Schufa und anderen Kreditsicherungs-Auskunfteien kostenfrei. Gesetzliche Grundlage ist hierfür der §§ 34 I, IV BDSG (BundesDatenschutzGesetz)- Facto24 berichtete. Nun gehen inzwischen Portale ans Netz, die es den Verbrauchern leicht machen möchten, an die Selbstauskunft heranzukommen. Eigentlich könnte das jeder interessierte Verbraucher auch selbst in die Hand nehmen. Für eine Selbstauskunft  wird z.B. ein einfaches Formschreiben benötigt, welches auch  hier kostenlos runtergeladen werden könnte (erstellt von der Verbraucherzentrale). (Der Formbrief wird von Facto24 lediglich zu Informationszwecken zugänglich gemacht – unter Ausschluß jeglicher Haftung bei Verwendung) Solch ein Musterschreiben kann jeder Interessierte einfach selbst ausfüllen und zusammen mit einer Kopie des Personalausweises per Post an die angegebenen Adressen schicken oder auch persönlich bei der nächsten SCHUFA-Geschäftsstelle vorbeibringen. Was ist also der Sinn der neu ans Netz gegangenen Portale: hier liegt ein z.Zt. kostenloses Angebot vor, welches die persönlichen Daten per Fax an die Auskunfteien vermittelt. Weiterhin erfolgt die Datenübertragung verschlüsselt per https, wie es sich für die benötigten sensiblen persönlichen Daten auch gehört. Für mich also eine saubere Sache. In seinen f.a.q. stellt sich der Dienst folgendermassen vor:

Wer ist die Digineo GmbH? Die Digineo GmbH ist ein kleines Unternehmen aus Bremen und hat sich auf Entwicklung von Web-Projekten spezialisiert. Unsere Leidenschaft ist gute Software, nicht jedoch der Handel mit Adressdaten. Der Geschäftsführer Julian Kornberger hat 2009 unter anderen Arcor und das BKA wegen der Internet-Sperrverträge verklagt und wurde als Webhoster erfolgreich von der Vorratsdatenspeicherung freigesprochen. Die Digineo GmbH setzt sich außerdem für ein freies Internet ein, indem sie einen TOR Exit-Node (tor1.digineo.de) betreibt und dem Wikileaks-Projekt einen Server sponsert. Warum existiert selbstauskunft.net? Mitarbeiter der Digineo GmbH wollten mit der Änderung des Datenschutzgesetzes gerne Selbstauskünfte von möglichst vielen Unternehmen einholen. Da Programmierer bekanntermaßen faule Leute sind und nichts mehr als eintönige Wiederholungen hassen, wurde kurzer Hand dieser praktische Dienst entwickelt. Warum ist der Dienst von selbstauskunft.net kostenlos? Weil ein Fax an eine deutsche Festnetznummer dank heutiger Telefonflatrates nichts kostet (auch 1000 Faxe nicht), also warum Geld dafür verlangen? Die Entwicklungskosten werden momentan durch andere Projekte subventioniert.

Als „Konkurrent“ mit der selben bislang kostenlosen Dienstleistung geht ins Rennen: Auch hier ist laut AGB`s die Dienstleistung kostenlos, wird aber massiv per Google-Ads beworben und bereits vermarktet. Die Übertragung der sensiblen Daten geschieht diesmal leider nur unverschlüsselt lediglich per http: Wer steckt hinter ? eine whois-Anfrage schafft Klarheit:

Type:             PERSON Name:             Christian Suenderwald Address:          SLP Vertriebsservice AG Address:          Erfenschlager Str. 19 Pcode:            09125 City:             Chemnitz Country:          DE Phone:            +49-371-3828028 Fax:              +49-371-300980

Ein Auszug aus den AGB`s von Selbst-Auskunft.de ergibt folgendes Bild:

§ 7 Datenschutz Selbst-auskunft erhebt, verarbeitet und nutzt personenbezogene Daten des Kunden ohne weitergehende, notwendige Einwilligung nur, soweit sie für die Vertragsbegründung und -abwicklung erforderlich sind. Selbst-auskunft weist den Kunden ausdrücklich darauf hin, dass der Datenschutz und die Datensicherheit für Datenübertragungen in offenen Netzen wie dem Internet nach dem derzeitigen Stand der Technik nicht gewährleistet werden kann. Der Kunde weiß, dass der Provider die auf den Webservern gespeicherten Daten des Kunden aus technischer Sicht jederzeit einsehen kann. Auch andere Teilnehmer am Internet sind unter Umständen technisch in der Lage, unbefugt in die Netzsicherheit einzugreifen und den Daten- und Nachrichtenverkehr zu kontrollieren. Für die Sicherheit und Sicherung der von ihm ins Internet übermittelten und auf Webservern gespeicherten Daten trägt der Kunde vollumfänglich selbst Sorge. § 8 Einwilligung und Untersagung zur Datenweitergabe und -auswertung (I) Der Kunde kann jederzeit von Selbst-auskunft Auskunft über die gespeicherten personenbezogenen Daten verlangen. (II) Der Kunde kann seine mit dem Vertragsschluss und der Anerkennung dieser AGB erteilte Einwilligung jederzeit schriftlich oder telefonisch für die Zukunft widerrufen. (III) Der Kunde erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden und willigt ein, dass die von ihm übermittelten Daten zu Werbezwecken an angeschlossene Unternehmen oder auch an Dritte weitergegeben werden. (IV) Der Kunde kann seine mit dem Vertragsschluss und der Anerkennung dieser AGB erteilte Einwilligung jederzeit schriftlich (auch per Email an

fr****@se*************.de











) oder telefonisch widerrufen. Nach Eingang des Widerrufs bei Selbst-auskunft werden die Kunden-Daten von Selbst-auskunft gelöscht.

Und hier wird also die Katze aus dem Sack gelassen:

„……(III) Der Kunde erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden und willigt ein, dass die von ihm übermittelten Daten zu Werbezwecken an angeschlossene Unternehmen oder auch an Dritte weitergegeben werden…“

Auf gut Deutsch heisst dies: hier werden Daten zu Werbezwecken gesammelt und vermarktet. Wer also den Dienst von Selbst-Auskunft.de benutzt, darf sich hinterher nicht wundern, wenn er über seinen Email-Account und Briefkasten mit Werbung versorgt wird. Natürlich gilt dies auch für Telefonwerbung. Wir dürfen gespannt sein, welcher der beiden hier besprochenen Dienste  vom Verbraucher angenommen und bevorzugt genutzt werden wird. Dies liegt in der Zukunft und in der Hand der Verbraucher.

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