Gestern der Enkeltrick – morgen der Schockanruf ?
Die Verbraucherzentrale und Polizei warnen vor neuer Masche
Die Gutgläubigkeit einsamer alter Menschen wird missbraucht und Verwirrung wird ausgenutzt, die ein emotionaler Schock verursacht. Betrügern ist jedes Mittel recht, um an Geld zu kommen.
Der Enkeltrick hat einen Nachfolger. Betrüger haben in den vergangenen Wochen in Süddeutschland Millionen erbeutet. Nach Auskunft des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein kam es auch bereits im nördlichsten Bundesland zu den ersten Fällen.
Der neue Trick funktioniert wie folgt: Die Betrüger rufen meist ältere Menschen an und geben sich als Rechtsanwälte aus. Dabei behaupten sie, ein Angehöriger des Angerufenen habe einen schweren Unfall verursacht. Dabei sei angeblich ein Kind verunglückt, das sofort operiert werden müsse. Bei sofortiger Zahlung der Operationskosten werde die Familie des Kindes keine Anzeige erstatten. Anderenfalls drohe dem vermeintlichen Unfallverursacher das Gefängnis. Kurze Zeit später erscheint ein Geldbote an der Haustür und holt Beträge zwischen 2000,- und 8000,- Euro ab.
Nach Angabe der Polizei funktioniert dieser Trick. Im ersten Halbjahr wurden allein 579 Fälle in Bayern aktenkundig. Jeder vierte Anruf hatte eine Zahlung zur Folge, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich höher ist.
Nach den bisherigen Erkenntnissen sind insbesondere ältere Menschen aus der früheren Sowjetunion potentielle Opfer.
Folgende Tipps gibt die Verbraucherzentrale:
– Sollten Sie einen solchen Schockanruf erhalten, versuchen Sie die Nummer des Anrufenden zu notieren.
– Informieren Sie unter der Notrufnummer 110 sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt.
– Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
Quelle: Pressemitteilung VZSH
Die Polizei Bayern warnt:
Zum Hintergrund
Diese Masche ist seit einiger Zeit deutschlandweit unter dem Begriff Schockanruf verbreitet. Nur wenige Tage vorher wurde im Raum Aichach ein litauischer Betrüger durch Verwandte eines vermeintlichen Opfers festgehalten und der Polizei übergeben. Die Täter stammen zumeist aus Litauen und wählen bevorzugt russischsprachige Opfer, in deren Herkunftsländern derartige Schadensersatzzahlungen nicht ungewöhnlich erscheinen.
„Schock-Anrufe“ nennt die Polizei solche Betrugsvarianten, die von der Polizei landesweit registriert werden. Den Opfern wird vorgetäuscht, dass ein Verwandter einen Unfall mit hohem Sach- und Personenschaden verursacht habe oder sich wegen einer Straftat in Haft befinde. Zur Regulierung dieser Angelegenheit werden Sofortzahlungen von mehreren tausend Euro gefordert. Oft werden die Geschädigten auch zu einem Rückruf auf eine Mobilfunknummer veranlasst. Unter der angegebenen Rückrufnummer meldet sich dann jeweils ein angeblicher Polizeibeamter, der den Sachverhalt bestätigt und so die Geschädigten zu einer Geldübergabe bewegt.
So schützen Sie sich vor dieser Betrugsmasche:
- Fragen Sie bei einem solchen Telefonat nach persönlichen Daten/ Erlebnissen, die nur Ihr Verwandter beantworten kann.
- Rufen Sie die übliche Nummer des Verwandten an.
- Ziehen Sie im Zweifelsfall Familienmitglieder oder unverzüglich die Polizei hinzu.
- Übergeben Sie niemals Geld an Personen, die Sie nicht kennen.
- Informieren Sie auch Bekannte aus der Zielgruppe der Täter, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind und sich deshalb in den Medien nicht über diese Betrugsmasche informieren können.