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42 Monate Haft für Gewinnspiel Betrüger von Win-Express, Deutscher Vorteilsclub 49, Extrawin.tv und Eurowin 24

Schlechte Nachrichten für Vedat Ö. und Nicoleta C.:

Das Landgericht Essen verhängte am 29. Dezember 2010 Haft- und Bewährungsstrafen für zwei Drahtzieher der Gewinnspiel-Mafia.

Die Anklage warf Vedat Ö. und Nicoleta C. vor, unerlaubt Gelder von Konten ihrer Opfer abgebucht zu haben. Insgesamt entstand ein Schaden von knapp 6 Millionen Euro,  laut einem bei der Verhandlung anwesenden Zeugen wurden rund 3 Millionen Euro sichergestellt.

Wie der Vorsitzende Richter und Pressesprecher am Landgericht Essen, Wolfgang Schmidt, auf Anfrage mitteilte, wurde Vedat Ö. wegen banden- und gewerbsmäßigen Betruges in vier Fällen zu 3,5 Jahren Haft verurteilt.

Seine Lebensgefährtin Nicoleta C. wurde wegen Beihilfe in zwei Fällen verurteilt und kam mit einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung noch mal mit einem „blauen Auge“ davon.

Beobachter des Prozesses teilten mit:  während der Verhandlung hätte Ö. immer wieder versucht, die Schuld auf seine Mitarbeiter abzuladen. Außerdem soll Nicoleta C. auf wundersame Weise die deutsche Sprache verloren haben und auf einen Dolmetscher angewiesen gewesen sein.

Hintergrund des Prozesses:

Der Anklagevorwurf lautet auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug in Gelsenkirchen und anderen Orten vom Mai 2009 mit April 2010.

Die Staatsanwaltschaft warf  Ö. und C. vor, zahlreiche Gesellschaften gegründet zu haben, um Betrugstaten in Verbindung mit dem Vertrieb so genannter „Gewinnspieleintragungsdienste“ begehen zu können, ist in der Anklageschrift zu lesen.

Der Vertrieb dieser Dienste lief laut Staatsanwaltschaft so: Ö nutzte seine Kontakte in der Callcenter-Branche, um in den Besitz von Adressdaten zu gelangen. Dies waren Kundendaten aus vielen Bereichen, unter anderem auch Bestandsdaten von Lotteriegesellschaften.

Danach riefen Callcenter aus der Türkei und anderen Orten die Opfer an, um ihnen “wahrheitswidrig vorzuspielen, dass sie an einem zunächst kostenlosen Gewinnspiel in Verbindung mit einem „Eintragungsdienst“, teilgenommen hätten, nun aber die Kündigungsfrist versäumt hätten.” Nun seien diese Personen verpflichtet, für mindestens drei Monate einen Betrag je nach Produkt (Win-Express, Deutscher Vorteilsclub 49, Extrawin.tv und Eurowin 24) zu bezahlen.

Die angebliche Gegenleistung bestand aus der Eintragung in mehrere 100 Gewinnspiele.

Um an den Besitz der Kontodaten der geschädigten Personen zu kommen, wurde diesen vorgespiegelt, diese müssten, zur Wirksamkeit der „Kündigung“, nochmals bestätigt werden.

Tatsächlich gelang es so,  die Geschädigten zur Bekanntgabe ihrer Kontodaten zu veranlassen.

Anschließend wurde von dem jeweiligen Call- Center-Agenten ein sog. „Voice File“ erstellt, welches eine aus dem Kontext gerissene Zustimmung des Geschädigten zum Lastschrifteinzug dokumentieren sollte. Dabei wurde der Begriff „Kündigung“ bewusst vermieden.

Dann wurde abgebucht. Für die vier genannten Produkte waren dies knapp 6 Millionen Euro bei 70.000 Personen. Etwa 3,32 Millionen Euro wurden von den Geschädigten zurückgebucht, die anschließend Post von einem Anwalt bekamen.

Quelle: Blog von Daniel Grosse

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