Facto24

Die Allgemeine Giro 24: Leasing-Wahnsinn aus München

-MKH-

Die Allgemeine Giro 24 GmbH wirbt im Internet für ein “Auto-Leasing-ohne-Schufa-Score” und macht gern, so berichten immer wieder Kunden, von ihrem eigens kreierten und jederzeit möglichen Rücktrittsrecht Gebrauch, kurz nachdem die Kunden die Leasing-Sonderzahlung überwiesen haben.

Die Sonderzahlung wird einbehalten, und die Kunden bekommen auch noch eine saftige Zusatzrechnung für einen angeblichen Schaden zugestellt.

Aber das stehe schließlich für alle nachlesbar in den AGBs, also den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, der Allgemeinen Giro 24.

Wer unterschreibt, ist also selber schuld.

Rechtsanwältin Angelika C. Schweizer von der Kanzlei Schweizer & Burkert aus Stuttgart hatte jahrelang Giro 24-Kunden vertreten. Jetzt teilte sie dem Finanznachrichtendienst GoMoPa mit:

Leider vertrete ich seit Jahren keine Giro24 – Geschädigten mehr, da zum Schluss die Gerichte meinen Mandanten nicht mehr recht gegeben haben, so dass ich meine Bemühungen eingestellt habe.”

Hat die Allgemeine Giro24 GmbH nun einen Freifahrts-Schein zum “Abmelken” finanziell angeschlagener Kunden, die wegen ihrer schlechten Schufa keinen Wagen leasen können, aber beruflich dringend einen bräuchten und deshalb in die Vertragsfalle tappen, weil sie darauf vertrauen, dass Giro 24 schon nicht so böse sein werde?

Auch den hartgesottensten Finanzprofis unterlaufen mal Fehler.

Wir haben die AGBs der Allgemeinen Giro24 erst fünf Tage, nachdem meine Frau Marita (56) den Leasingvertrag unterzeichnet hatte, erhalten”, schildert Weinvertreter Hans V. (72) aus Meerbusch bei Düsseldorf. Hätten wir gewusst, was da alles drin steht, hätte meine Frau niemals unterschrieben.

Für die V. aus Meerbusch steht fest:

Der Vertrag mit der Allgemeinen Giro24 ist gar nicht erst zustande gekommen, wir verlangen unsere Anzahlung zurück und haben über unseren Düsseldorfer Anwalt ein Verfahren wegen ungerechtfertigter Bereicherung eingeleitet

so Hans V.

Giro24 behauptet, die AGBs hätten bei Vertragsabschluss vorgelegen und bietet als Zeugen ihren Verkäufer Josef S.  auf, ein Name, der auch bei fast allen früheren Anzeigen und Beschwerden auftaucht. Aussage steht gegen Aussage. Man sieht sich vor Gericht. Das Amtsgericht München hat in Sachen V.  gegen Giro24 für den 8. Juni 2010 einen Gütetermin angesetzt.

Denn eigentlich wollen die V.  ja einen Leasingvertrag. Als Wein- und Sektvertreter für einen Pfälzer Winzer brauchen sie ein Auto mit einem großen Kofferraum. Und da hatten sie sich schon einen passenden Wagen ausgeguckt. Einen silbernen Ford Fokus, ein Vorführwagen, der erst 15.000 Kilometer auf dem Buckel hatte. 17.250 Euro wollte das Autohaus dafür haben. Doch die Geschäftsfrau Marita V. bekam keinen Kredit. Sie hatte zwar vor zwei Jahren eine Insolvenz aufgehoben bekommen, die stand aber immer noch in der Schufa.

Hans V.  suchte im Internet nach einer Lösung und stieß sehr schnell auf das Angebot der Giro 24 ohne Schufa-Score und auch noch ohne Kilometerbegrenzung. Eine Bearbeitungsgebühr falle auch nicht an, hieß es.

Hans V.:

Ich wählte die Hotline, es war ein Callcenter. Wenig später bekam ich einen Rückruf. Zuerst von der Geschäftsführerin von Giro 24, Frau Gisela M., und dann noch einmal von einem Verkäufer namens Josef S. Beiden erzählte ich die Sache mit der Insolvenz meiner Frau und fragte, ob Sie uns auf die Beine helfen würden. Sie sagten beide zu. Am 12. Dezember 2009 bekamen wir drei verschiedene Unterlagen: ein Formular für die Leasinganfrage, ein Fahrzeugdatenblatt für den Händler und ein Formular für die Selbstauskunft. Zwei Tage später, am 14. Dezember, kam der Leasingvertrag, den wir sofort unterschrieben zurückschickten. Wir überwiesen auch die vereinbarte Leasingsonderzahlung von 2.250 Euro an Giro 24 und sollten dann vier Jahre lang monatlich 250 Euro zahlen.

Die V. rechneten nun damit, dass Giro 24 ihren Traum-Dienstwagen im Autohaus in Drewen kaufen würde. Aber statt dessen kam am 29. Dezember 2009 die Aufforderung von Giro 24: Bringen Sie Einkommensnachweise sowie eine Bankbürgschaft über knapp 9.000 Euro bei oder zahlen Sie das Geld umgehend als Sicherheitskaution auf unser Konto ein, hieß es da.

Zum ersten Mal lagen die AGBs dabei, und ich fiel aus Wolken. Warum hat man das nicht bei Vertragsabschluss verlangt, sondern erst, nachdem wir schon bezahlt hatten? Aber das Dollste an der Sache war, dass nach § 5 Absatz 2 der Giro 24-AGBs eine Aussonderung der Barkaution vom Vermögen des Leasinggebers, also der Giro 24, nicht möglich sei. Das heißt im Klartext: Wenn die Giro 24 pleite geht, ist auch die Barkaution weg.

erinnert sich Hans V.

Damit nicht genug verlangte die Giro 24 wenig später auch noch die Erstellung eines Sachverständigen-Gutachtens über den Ford, das Marita V. natürlich auf ihre Kosten in Auftrag geben sollte.

Die V. verlangten einfach nur die Erfüllung des Vertrages. Am 2. Februar 2010 erklärte Giro 24 den Rückgtritt vom Vertrag, da er von Marita V.  nicht erfüllt worden wäre. Giro 24 stünde ein Verdienstausfall von 15 Prozent des Autowertes zu. Die 2.250 Euro würden deshalb einbehalten, und es sei noch eine Restzahlung von 680 Euro fällig.

Hans V.:

Ich bemühte mich bei der Hotline um einen Rückruf von Herrn Josef S. oder der Geschäftsführerin, Frau Gisela M., bekam aber keinen.

Die V. verlangten ihr Geld zurück, schickten einen Mahnbescheid. Dem Widersprach die Allgemeine Giro 24 und blieb bei ihrer Forderung. Den V. blieb nur eine Klage beim Amtsgericht München, die die V. nun zu gewinnen hoffen.

Die Redaktion von GoMoPa wandte sich an die Allgemeine Giro 24 GmbH und schrieb am 21. Mai 2010 an die Geschäftsführerin, Gisela M.  und ihren Sohn Torsten M. ( Gesellschafter):

Zitat:
Sehr geehrte Frau M., sehr geehrte Herr M., wir bitten Sie, folgende Fragen zu beantworten:

1.) Seit sechs Jahren melden sich bei uns immer wieder Leser, die sich von Ihnen mit angeblich immer derselben Masche hinters Licht geführt fühlen. Es wird Zeit zu sagen, was diese Leser falsch gemacht haben. Warum kommt es denn immer wieder vor, dass die Leute mit schlechter Schufa von Ihnen erst einen Leasingvertrag bekommen und dieser dann aber sofort wieder gekündigt wird, nachdem Sie die Leasingsonderzahlung erhalten haben? Dann käme auch noch eine saftige Rechnung als Entschädigung an die Betroffenen hinterher. Was läuft da falsch?

2.) Sie schreiben doch selbst, dass Sie die Bonität (ohne Schufa-Score) vorher prüfen. Das heisst, sie kennen doch Ihren Kunden vorher. Wollen Sie das Risiko einer jahrelangen Ratenzahlung in Wahrheit erst gar nicht eingehen? Warum schicken Sie dann diesen Kunden mit schlechter Schufa erst eine Zusage zu und widerrufen diese dann, wenn die Kunden unterschrieben haben und in Vorkasse gegangen sind?

3.) Seit wann und warum arbeiten Sie nicht mehr mit Michael K. aus Ahlen zusammen? Zur Erläuterung: Herr K. vermittelte Leasing-Kunden gegen eine Sofortgebühr von 750 Euro für Giro 24 und die seit Jahren mit Strafanzeigen überzogene Metropol Leasing des Carsten R. (44) aus Pinneberg in Schleswig-Holstein, bei der ebenfalls etliche Kunden geschröpft zu Fuß gehen mussten.

4.) Welche Lehren haben Sie aus der Zusammenarbeit mit K. gezogen, was hat sich bei Ihnen geändert?

5.) Warum sind Sie, Herr M., am 5. Juni 2009 als Geschäftsführer ausgeschieden? Was war der Grund für die Einsetzung Ihrer Mutter als Geschäftsführerin?

6.) Warum ist die Geschäftsführung nie erreichbar, sondern nur Ihr Mitarbeiter Josef S. ? Aber auch den kann man nicht direkt anrufen, er ruft nur zurück, wenn man sich als Neukunde vorstellt und dann nie mehr. Warum ist das so?

7.) Warum verzichten Sie auf jegliche Gebühren, jedenfalls gibt das der Leasingkalkulator auf Ihrer Homepage so an?

8.) Wie viele Autos haben Sie wirklich von Autohäusern gekauft, und wie viele Verträge wurden danach nicht gekündigt?

9.) Hätten Sie eine Referenz, also ein Beispiel von einem Kunden, den wir befragen können, der bestätigen kann, dass Ihr angebotenes Geschäftsmodell auch wirklich funktioniert?

GoMoPa.net bekam von der Allgemeinen Giro 24 GmbH München bis heute keine Antwort.

Quelle: Pressemitteilung von GoMoPa

Und hier die neueste TV-Sendung von Akte 2010 zu den Geschäftspraktiken:

Giro 24: Wer Sie bei der Finanzierung ums Geld bringt.
Hochgeladen von verbraucherinfoTV. – Nachrichtenvideos top aktuell.

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