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Urlaub in der Türkei – lohnt sich das noch ? Kritischer Reisebericht zu Türkeiurlaub

-MKH- (eigener Bericht)

Als eingefleischter Türkei-Fan, der 2-mal im Jahr in die Türkei fliegt, um dort Urlaub zu machen, hat es mich auch in diesem Jahr wieder nach Antalya verschlagen, um dort in einem netten und preiswerten Hotel für 3 Wochen eine saubere und bequeme Unterkunft, gutes Essen, sowie Ruhe und Entspannung am Meer und auch mit ein wenig Unterhaltung am Abend zu finden.

Doch wie präsentierte sich mein Lieblingsurlaubsgebiet  diesesmal – zur Vorsaison–  im Jahre 2010 ? ?

Ich buchte  „lastminute“  über ab-in-den-urlaub.de! eine 3-wöchige Reise „All-inklusive“ zum absoluten Hammerpreis von 575,– Euro im Hotel Blue Night in Konakli.

Bei solch einem  Sonderpreis für 3 Wochen „AI“ kann man eigentlich gar nichts falsch machen. So dachte ich jedenfalls – doch wie wurden meine Erwartungen erfüllt ?

Mein Flug mit Sun-Express verlief wie gewohnt:  einchecken abends um 22.00 Uhr im neuen Terminal am Frankfurter  „Rhein-Main-Airport“ und pünktlicher Abflug der Boing um 23:55  was bedeuted:  ein ganzer Urlaubstag war schon mal futsch,  da ich 5 Minuten vor Mitternacht abgeflogen bin 🙁

Der Bodenservice beim Ein-checken war schnell und kompetent. Mein Gepäck war (wie immer) viel zu viel, wurde aber problem-  und kommentarlos abgefertigt.  Mein restliches Übergepäck (Kameras, Fernglas, Diktiergerät,Medikamente, Laptop etc.) nehme ich immer separat in einem großen Aktenkoffer als Handgepäck mit an Bord und erspare mir dadurch kostspielige Gepäckzuschläge.

Da ich selbst ebenfalls ziemlich übergewichtig bin, bekam ich (auf Nachfrage) sogar einen der überaus begehrten Fensterplätze am Notausgang von der freundlichen Dame am Schalter reserviert und wurde dann mit meiner entsprechenden Bordkarte ausgerüstet.  Solche Sitzplätze haben nämlich fast die doppelte Beinfreiheit und sind für Übergewichtige deshalb sehr zu empfehlen, weil man da wenigstens die Beine während des Fluges vernünftig ausstrecken kann, ohne Gefahr zu laufen, während des Fluges eine Thrombose zu bekommen.

Mit meinem Boardingpass ging es nun durch die erste (die grosse) Sicherheitskontrolle. Daß man keine Taschenmesser und Getränke von aussen mit an Bord nehmen darf, hat sich inzwischen wohl bei fast allen Reisenden herumgesprochen. Auch mit dem Rauchen ist normalerweise nach dem passieren des Sicherheit-Checks Sense – und zwar bis zur Landung am Zielort.

Für die absoluten Spezialisten unter den Nikotinsüchtigen gibt es seit neuestem in Frankfurt ein Schlupfloch: man lässt sich durchchecken und bittet dann  im Wartebreich vorm Abflug-Gate einen der Mitreisenden sehr freundlich, mal kurz auf das Handgepäck aufzupassen – und geht dann noch mal raus aus dem Transitbereich.

Direkt vor dem Security-Checkin gibt es nämlich seit einem halben Jahr, ganz neu aufgestellte luftdichte/klimatisierte 4-Mann Raucherkabinen, in denen man bis kurz vorm Abflug seinem Laster fröhnen kann. Da man am Check-in schon bekannt ist, geht das erneute Überprüfen dann auch ganz fix und man kann dann (etwas weniger gestresst und flug-ängstig) seinen Flug antreten.

Punkt 23:55 Uhr hob also mein Flugzeug ab in Richtung Antalya. Der 3,5-stündige Flug verlief ruhig und zum Essen gab es einen „Lunchbeutel„:  1 weiches „Gummibrötchen“ ,wahlweise mit Käse oder Schinken, 1 Stück abgepackten Kuchen  zu 70 Gramm und dazu entweder  Tee, Kaffee oder einen Softdrink. Der Service an Bord war proffessionell und freundlich und versuchte nach der Verpflegungsausgabe zollfreie Waren wie Zigaretten (Stange Marlboro zu 30 Euro), Alkoholika (0,7 l Whiskey zu 20 Euro) und Kosmetika an die Passagiere zu verkaufen.

Da mir das Angebot, sowohl im Flughafen Frankfurt (Stange Marlboro zu 32 Euro), als auch im Flieger, als überteuert bekannt ist, versorgte ich mich gleich nach der Ankunft im Flughafen Antalya mit meinen Zigaretten (2 Stangen West für 30 Euro) und Alkoholika (1 Lt. Campari für 13 Euro) und nahm diese problemlos in den gewünschten Mengen mit durch den verschlafenen Zoll in der Ankunftshalle.

Früh um halb Fünf ging dann mein Transferbus los in Richtung Alanya und ich erreichte mein Hotel um 6:30 Uhr

Der Check-In des Hotels „Blue Night“ verlief problemlos und ich bekam ein ausreichend grosses Doppelzimmer zur Alleinbenutzung im 5. Stock. Das Zimmer war zweckmässig eingerichtet mit Schrank (eingebautem  Miet-Safe zu 1,- Euro extra pro Tag) 2 Betten, TV, relativ grosser Sanitärbereich mit Dusche und Toilette. Alles war recht sauber, wenn auch schon etwas abgewohnt.

Der in der Reisebeschreibung zum Hotel angebotene kleine Kühlschrank mitsamt der Minibar fehlte leider, aber die Klimaanlage funktionierte und der Clou des ganzen war der Balkon mit einem phantastischen Meerblick und Ausblick über die Bucht von Konakli:

Ich war also angekommen und mein Urlaub konnte losgehen: zunächst versorgte ich mich am üppigen Frühstücksbuffet mit einem (einheimischen) Frühstück (Schafskäse, Tomaten, Gurken, Oliven,Weissbrot und Tee) inklusive einem vor meinen Augen gebackenem Omelette und frisch gepresstem Orangensaft (1 Euro extra). Danach ging´s gleich an den Strand und ich schnappte mir eine der Liegen, auf denen ich mich für den Rest des Tages ausschlief.

Der Hotel-Strand war fast in der gesamten ersten Woche wegen des ziemlich stürmischen Wetters und 3 m hohen Wellen gesperrt. Statt Baden im Meer gab es für mich dann eben Angeln auf dem Badesteg:


Andere Hotelgäste, welche unbedingt ins Wasser wollten, verbrachten ihre Zeit am Pool des Hotels mit Softanimation (Wasserball und Dart) sowie Bräunen auf der Liege.

Zu den eher bedauernswerten Urlaubsgästen gehörte diese Muslima, welche in voller Bekleidung samt Kopftuch im Swimming-Pool ihre Runden schwamm, während ihr Ehemann ganz normal in seiner Badehose den Pool benutzte:

Nach der ersten Woche hatte sich das Wetter wieder beruhigt und so konnte ich die nächsten 2 Wochen meines Urlaubs in der Türkei nunmehr voll geniessen. Leider wurde es mit dem angepeilten Badeurlaub doch nicht alles so wie geplant und gewünscht, weil sich die Wasser-Qualität des einstmals so sauberen Meeresstrandes an der Türkischen Riviera inzwischen dermassen verschlechtert hatte, daß ich mich zu sehr geekelt habe, um nach 14 Uhr noch ins Wasser zu gehen. Ab Nachmittag spülte die einsetzende leichte Flut dermassen viel Unrat (Plastik-Müll, Flaschen, Exkremente, Teerklumpen) an den Strand und wenn ich das Wasser verliess, hatte ich auf der Haut einen schmierigen Belag, den ich mir dann im Hotel erst mal sorgsam mit Duschgel und heissem Wasser abwaschen musste. Nach 2 Tagen verzichtete ich dann eben ab Nachmittag auf das Schwimmen im Meer und ging nur noch morgens in das (dann saubere) Wasser am Strand.

In der restlichen Zeit vertrieb ich mir meine Langeweile auf dem Badesteg, wo sich zeitweilig ein munteres Völkchen zusammengesellt hatte, die von dort mit der Angel auf Beutejagd gingen. Die erfolgreichen Angler zogen dort so manche Dorade und Makrele aus dem zeitweilig trüben Wasser ans  Land.

Abends gab es dann ein, für meine Begriffe, zufriedenstellendes Essen am reichhaltigen Buffet des Hotels und die jungen Bedienungen legten eine sehr große Freundlichkeit und Höflichkeit an den Tag.

Das Publikum in der ersten Woche waren hauptsächlich Deutsche, doch diese wurden abgelöst von Russen, die zum Schluss meines Aufenthaltes im Hotel die Mehrzahl stellten. Zu diesen Gästen ist jedoch anzumerken, daß diese äusserst liebenswürdig und keinesfalls mehr diese Art von Russen sind, die früher die Buffets und Bars stürmten und sich mit Essen und Trinken versorgten, als gälte es für die nächsten Jahre Hungersnot vorzusorgen.

Nein – inzwischen benehmen sich diese Gäste wie alle anderen auch und etwaige Vorurteile sind nicht mehr berechtigt.

Nach dem Abendbrot (gab es bis 21 Uhr) zogen die Leute in den Aussenbereich der Hotelanlage, wo man rund um den Pool und an der Bar Tische und Stühle aufgestellt hatte, um den Gästen Platz für das abendliche Unterhaltungsprogramm zu bieten.

Eröffnet wurde das Abendprogramm immer mit einer 20-minütigen Minidisko / Kindershow, bei welcher die Kinder der Hotelgäste die ewig gleichen 4 Kinderlieder betanzten.

Danach bemühten sich der Animateur mit seiner Freundin (welche den DJ abgab) mehr schlecht als recht ein „Programm“ auf die Beine zu stellen, welches  in etwa das Niveau zwischen einer  „Kindergeburtstagsfeier“ und einem völlig talentfreien bunten Abend eines Kleingartenvereins innehatte. Noch schlechter ging es einmal wöchentlich zur Sache, als mit viel Klamauk eine „Ledermodenschau“ im Stil einer Kaffefahrt-Veranstaltung zum Besten gegeben wurde. Viele der Gäste durchschauten das Spiel, bei welchem einfache Lederjacken zu Wucherpreisen verkauft werden sollten und verliessen fluchtartig diese Veranstaltung, wobei sie jedoch auf ihr  „All-Inclusive“ – kostenfreies Alkohol-Deputat – für den Rest des Abends (bis 23 Uhr) verzichten mussten.

Die anderen (vor allem die jüngeren) Gäste zog es abends in die bunte Glitzer- und Neppwelt auf die Partymeile nach Alanya. In den dortigen Discos gab es dann zu dröhnender Musik Red-Bull/Vodka für 16 Euro pro Drink. Dies musste ich jedoch nicht haben.

Tagsüber gab es auch Ausflugsmöglichkeiten, welche überteuert von den Reiseleitern angeboten wurden und welche häufig mit Besuchen in Lederfabriken und Goldverkaufsstellen gekoppelt sind. Daß bei solchen, im Stil einer bezahlten „Kaffefahrt“ abgewickelten Ausflüge überteuerte Waren an die verärgerten Touristen abgesetzt werden sollen, ist ein offenes Geheimnis und ich verzichte prinzipiell auf solche Touren.

Besser beraten ist, wer solche Touren lieber selber bei den lokalen Anbietern auf dem Bazaar oder am Hafen in Alanya direkt bucht. Erstens ist es weitaus billiger (ca. 50%) und zweitens kann man vorher erfragen, ob eine Verkaufstour an das Angebot gekoppelt ist und kann sich hinterher beschweren, falls man reingelegt wurde.

Ich fuhr tagsüber öfters mit dem Sammeltaxi („Dolmus“ ) für 1,50 € nach Alanya zum Shoppen: hierbei erstand ich eine funkelnagelneue Designer-Brille mit Titangestell zum Schnäppchenpreis von 120,- € (Augenarzt geht extra zu 30,-) €. Etwas vergleichbares hätte mich in Deutschland ab 300,- € aufwärts gekostet.  In diesem Preis war sogar der Abholservice mit dem Privatauto des Optikers von und zum Hotel inbegriffen. Ebenfalls sehr preiswert erstand ich ein neues Blutzuckermessgerät und eine Menge Medikamente zu etwa 30 % des Preises, wie wir es von Deutschland her gewohnt sind – und das alles auch noch ohne Rezept ausgehändigt wurde versteht sich in der Türkei von selbst.

Ausserdem gibt es im Bazaar in Alanya immer noch Goldwaren zum aktuellen Tageskurs-Grammpreis (aber nur in den Juwellierläden die diesen Kurs im Schaufenster ausgehängt haben) und ich erstand einen hübschen Adidas Trainingsanzug guter Qualität (angeblich „vom Lastwagen gefallen“)  für 40 Euro.

„Normale“ Textilien und Lederwaren bekommt man zwischenzeitlich in Deutschland wesentlich preisgünstiger, so dass sich eine Einfuhr nach Deutschland nicht mehr lohnt.

Sehr beliebt sind jedoch nach wie vor die Markenfälschungen wie Ed Hardy und Lacoste Textilien zu 5 bis 8 € und natürlich Rolex-Nachbauten (ab 20 €) und (gefälschte) Sonnenbrillen aller bekannten Designermarken ab 5 bis 40 €

Wem denn so etwas gefällt, der kann sich die Taschen, füllen muss dann aber bei der Einreise in Deutschland damit rechnen, daß ihm die Sachen vom deutschen Zoll abgenommen werden, falls die eingeführten Mengen den Verdacht des Handels mit Marken-Piraterie-Waren nahelegen. Also aufgepasst! Eine saftige Geldstrafe und Abmahnung kann auch noch hinterher kommen !

Nachdem die drei Wochen meines Urlaubs vorbei waren,  war ich dann einigermassen braungebrannt und gut erholt. Ausserdem hatte ich eine grössere Einkaufstour erfolgreich hinter mich gebracht. Mit dem Angeln habe ich ein neues Hobby entdeckt.

Mein Fazit: in der Türkei selbst sind die Preise seit einem Jahr erheblich angestiegen:  so um die 30 Prozent ! Ein stinknormales Döner-Essen in einem der billigen Strassen-Cafe auf einer der Hauptstrassen in Antalya, wohin auch die Türken selber zum Essen gehen, kostete mich mit einer Cola immerhin 9 Teuro !!

Wer also mit seiner Familie anreist und shopping-wütige und ausgeh-süchtige Familienmitglieder im Urlaub nicht enttäuschen möchte, kann damit rechnen, mit ausgeplündertem/leerem Geldbeutel wieder zurück nach Deutschland zu fliegen.

Wer (wie ich) als kritischer Verbraucher nur das kauft und konsumiert, was er sich vorher eingeplant hat und was  sich wirklich lohnt, für den ist eine Reise in die Türkei und ein Urlaub am Mittelmeer immer (gerade noch) zu empfehlen und preislich erschwinglich.

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