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vivis-homepage / mein-erstes-mal – Dauerbrenner unter den Abzockfallen die auf Jugendliche zielen

MKH (eigener Bericht)

Vivis-homepage und  ähnlich gestaltete  „Softerotik“- Seiten der United Payment Ltd. in Potsdam sind seit Jahren aktiv im Internet und zielen mit Ihrer Masche ganz konkret auf den Markt pubertierender Jugendlicher, die oft auch mit einem „tell-a-friend system“ verlockt werden,  diese Schmuddelseiten anzusurfen und sich auf Jugendseiten im Internet die Links gegenseitig zusenden.

Das „tell-a-friend-System“ ist dabei ähnlich aufgebaut wie ein Schneeballsystem und verspricht ein sich ständig vergrösserndes Reservoir an Opfern dieser Kostenfallen: wer den Link zu diesen Seiten weitergibt an Freunde und Bekannte oder gar damit in Foren spamt erwirbt hierbei Bonuspunkte, die dazu verwendet werden können, die Mädchen zu veranlassen, die Hüllen Stück für Stück fallen zu lassen.

Ist man schliesslich auf der Seite gelandet, schnappt die Falle ganz schnell zu.

In unserem Artikel besprechen wir jetzt explizit die Seite vivis-homepage, wie sie sich dem Nutzer am 07.04.2010 präsentiert hat:

Es befindet sich ein erster Hinweis auf die anfallenden Kosten ganz oben im Log-in Bereich, wo steht: Die 30 Tage Softerotik Mitgliedschaft kostet 59 Euro incl. Mwst.

So weit sind wir jedoch nicht. Erst einmal muß unten eine Email Adresse eingeben und bestätigt werden, daß man volljährig (also über 18 )  sei und die AGB`s  akzeptiere.

Gelesen, geschrieben – getan. Nun landet man bei der Bestätigungsseite:

Anzumerken ist, daß die Links zu Impressum, Agb`s , u.s.w. ganz unten mittels hell-grauer Schrift auf weissem Hintergrund versteckt und somit schwer auffindbar sind

So erfahre ich unter IMPRESSUM wer die Seite betreibt und lese:

United Payment Limited
Am Buchhorst 34
14478 Potsdam
Germany
Tel: +49 (0)331 – 8171600
Fax: +49 (0)331- 8171602
E-Mail: info@vivis-homepage.de
Internet:
Impressum
Steuernr.: 048/277/01918
Companies Register: United Kingdom
Sitz der Gesellschaft: B18 6EW Birmingham
Company No. 6689918
Director: Vivian Steiner

Man kann auch die AGB (Stand vom 06.11.2008) aufrufen und unter“ § 6 Preise und Zahlungsbedingungen“ lesen:

Das Entgelt für die Nutzung der Dienstleistung beträgt einmalig neunundfünfzig (59) Euro inkl. der Mehrwertsteuer in der jeweiligen gesetzlichen Höhe.Der Rechnungsbetrag muss spätestens am siebten Tag nach Zugang der Rechnung auf dem in der Rechnung angegebenen Konto gutgeschrieben worden sein.
Ein Leser von Facto hat die Seite  „freigeschaltet“  und bekam dann den Zugang zu ein paar Bildchen mit Mädchen im Bikini oder sogar völlig angezogen, die sich an ein Auto lehnten oder anderweitig posierten. Weiterhin gibt es ein paar lächerliche Videos zu bestaunen, welche man getrost auch im Abendprogramm eines öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramms zeigen könnte. Aktuell werden die gleichen Videos gezeigt, die auch unter der Seite junge-spalten.de hochgeladen sind: 2 Damen, so um die dreissig, turnen im Bett und gehen sich gegenseitig  an die Wäsche. Hierbei blasen die zwei Frauen abwechselnd auf einer roten Plastik-Kindertröte, deren schauerliches Geräusch ein „erotisches“  Feeling gleich im Keim erstickt:

Die aktuelle „vivis-homepage“ scheint also, im Gegensatz zur alten Version, massiv umgestaltet zu sein.

Am 25. Juli 2009 beschrieb das Portal  antispam.de die Seite so:

…eine Webseite namens „vivis-homepage.de“, wo eine angebliche „Vivi-Maus“ (eher wenig glaubhaft) behauptet, sich noch niemals vor fremden Personen ausgezogen zu haben, und wo dann Jugendliche damit gelockt werden, „Vivi-Maus“ durch Teilnahme an einem kleinen Internet-Spielchen zum Ablegen ihrer verbliebenen Kleidungsstücke zu bewegen.Zur baldigen Verwirklichung eines mehr oder weniger herzerfrischenden hüllenlosen Auftritts der blondierten Dame sei es außerdem vorteilhaft, dass der Teilnehmer möglichst überall Links auf diese Abzockseite im Internet herumstreue. Dadurch würde sich das Ranking des Teilnehmers im Spiel erhöhen, er erhalte damit „Punkte“ und käme so dem erträumten Ziel sehr schnell nahe. Mit zunehmendem „Punktestand“ werden dann mehr und mehr freizügige Video-Streams der „Vivi-Maus“ „freigeschaltet“.

Man verleitet den Teilnehmer also bewusst zum Spamming und damit zur aktiven Mithilfe an der Verbreitung der Abzocke.

Auf dem gleichen Webserver  laufen auch noch die folgenden Domains:

ich-nackt-zuhause.net
mein-1erstes-mal.net
mein-nacktes-spiel.net
meine-privaten-nacktvideos.net
my-naked-privatevideo.net
my-naked-privatvideo.net

ich-nackt-zuhause.net

ähnlicher Inhalt läuft auch unter:

www.jennyshow.net
www.nicoleshow.net
www.pyjamagirls.de
www.pyjama-girls.de
www.unsere-nackte-pyjamaparty.net
www.hasimaus.de
www.hasimaus.net
www.mandycam.de
www.mandys-show.de
www.mandyfille.com

erste Domains wurden bereits abgeschaltet. Das hindert aber die für das Inkasso beauftragte Rechtsanwälte nicht daran, weiterhin Mahnungen zu schreiben und das  Inkasso für die United Payment Ltd. zu betreiben.

Diese Mahnungschreiben sind genau auf Jugendliche und deren Unerfahrenheit und Ängste abgezielt

Vermutlich gefaked und womöglich gar von den Betreibern lanciert war ein Video auf Youtube, in dem vor der Webseite unsere-nackte-pyjamaparty.net gewarnt und über eine angebliche Hausdurchsuchung nach Zahlungsverweigerung „berichtet“ wird.

Das Magazin Akte 08 45 berichtete bereits am 04.11.2008 von den ersten Opfern der Betreiber von unsere-nackte-pyjamaparty.net,  die sich Forderungen und nachfolgenden massiven Drohungen der Seitenbetreiber ausgesetzt sahen.

(Video inzwischen nicht mehr aufrufbar)

Lieblingsanwalt der Seitenbetreiber scheint: Rechtsanwalt Frank Michalak aus Potsdam zu sein, der mit seinen Mahnschreiben gelegentlich in Regionen vorstösst, so dass sich Rechtsanwalt Udo Vetter auf LawBlog zu Recht für dessen Eigenschaft als Rechtsanwaltskollege schämt.

Mathias von onlinedetektiv.com hat hierzu ein Beruhigungsvideo für die betroffenen Jugendlichen und deren Eltern produziert

Was können also betroffene Jugendliche tun, die verängstigt sind und sich nicht zu wehren wissen ?

Zunächst einmal ist es wichtig, mit den Eltern darüber zu reden,  daß man in eine Internetfalle getappt ist.  Dafür braucht sich wirklich niemand zu schämen – so etwas passiert auch Erwachsenen und kann heutzutage jeden treffen.

Grundsätzlich gilt auch hier das, was das Justizministerium zu KOSTENFALLEN IM INTERNET (hier kurz zusammengefasst) sagt:  „…ignorieren und erst reagieren, falls ein richtiger Mahnbescheid von einem Amtsgericht kommt“

Verbraucherschützer raten weiterhin dazu, Abzocker nicht schlau zu machen, wenn man sich den Zugang mit falschen Datenangaben zum Alter, Namen und Adresse  „erschlichen“ hat, und den Abzockern eine echte (und postzustellbare) Anschrift gar nicht bekannt sei. Statt dessen wird geraten entweder den SPAM-Filter für Mahnungen dubioser Rechnungsteller zu verwenden oder gar den Email-account insgesamt ganz zu löschen.

Drohungen, über eine angeblich festgestellte IP den Nutzer ausfindig machen zu können, um dann jemand vorbeizuschicken, der dann die Wohnung durchsucht und den Computer beschlagnahmt, entbehren jeder Grundlage und gehören in das Reich der Phantasie und Märchen. Staatsanwaltschaft und Polizei haben wahrlich besseres zu run, als sich zu Erfüllungsgehilfen dubioser Internetplagegeister machen zu lassen.

Quellen:

kanzlei-richter , lawblog , Justizministerium , onlinedetektiv ,  antispam.de

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