von MKH (eigener Bericht)
Fortsetzung zu: Kritische Bewertung eines Patienten zur Reha Klinik Hellbachtal in Mölln Teil I
Nun zu den kontrovers diskutierten Themen die mir während meines Klinikaufenthaltes in der Reha Klinik Hellbachtal aufgefallen sind, als da sind:
Keine Griffe an den Fenstern und alle Ausgangstüren sind ab 22.30 Uhr fest verschlossen – bin ich hier im halboffenen Strafvollzug gelandet?
In den letzten Jahren war ich aufgrund meiner Krankheiten leider in vielen Kliniken als Patient zu Gast, doch in keiner Klinik gab es Fenster mit abmontierten Griffen und nirgends waren sämtliche Türen ab 22.30 Uhr fest abgeschlossen (Ausnahme: Samstag bis 23.30 Uhr). Ob es an dem fehlenden Portier lag, welcher um 22.00 Feierabend hatte, oder ob es zur allgemeinen Politik des Hauses gehört, erwachsene Menschen mit einer Ausgangssperre zu belegen, entzieht sich meinem Kenntnisstand.
Behandlung der Raucher
Die Reha Klinik Hellbachtal firmiert als aggressive Nichtraucherklinik und hat entsprechende Zertifikate, welche diese als eine solche zertifizieren ausgehängt. Raucher sind mehr oder weniger personae non gratae (unerwünschte Personen) sowohl im Klinikgebäude, wie auch auf dem gesamten Klinikgelände, einschließlich des weitläufigen Parks und dem angrenzendem Wald. Überall stolpert man über entsprechende Rauchverbotsschilder, welche an Fenstern, Türen und im Wald aufgestellt und angebracht sind.
Offensichtlich gibt es jedoch auch unter den Möllner Patienten Menschen, die trotz aller Warnungen wg. Gesundheit und so weiter, mehrmals am Tage ihrem Laster frönen. Der Treffpunkt für diese Ignoranten ist (auch bei 10 Grad Minus) der kleine ungeheizte Raucherpavillon, knapp 200 Meter vom Haupthaus entfernt.
Hier trifft sich in den Therapiepausen und am Abend ein buntes Völkchen von Unverbesserlichen und hat das kleine halb-offene Gartenhäuschen zum sozialen Meeting-Point gemacht. Hier wird fröhlich geraucht, gequatscht, getratscht und die neuesten Gerüchte ausgetauscht: wer mit wem, wann und warum und natürlich: endloses Ablästern über Ärzte, Therapeuten-Team und und und. Hier erfährt man immer das Neueste und ich habe beste Erinnerungen an diese Lasterhöhle.
Inwieweit das Aufgeben des Rauchens während einer Abnahme-Kur überhaupt Sinn ergibt, wurde mir sogar von meinem (kompetenten und sehr netten Arzt) verneint: er sagte mir zu meiner großen Verblüffung gleich zu Beginn der Behandlung: „Hören Sie besser nicht auf mit dem Rauchen – sonst nehmen Sie mir noch 10 KG zu!“ Wie in der ganzen Republik gehen eben auch hier die Meinungen zum Thema Rauchen weit auseinander und das letzte Wort ist da wohl noch nicht gesprochen.
Der Klinikkiosk verkauft heißes Wasser
Gleich am ersten Abend meines Aufenthaltes habe ich an einer Klinikführung samt Aufklärung über die umfangreiche Hausordnung teilgenommen. Man wird von einer Mitarbeiterin durch das gesamte Haus geführt und bekommt die Einrichtungen gezeigt und erklärt. Teil dieses Programms war auch die Erklärung zur Hausordnung, in welcher steht, dass das Betreiben von Tauchsiedern, Heißwassergeräten und Kaffeemaschinen aus Gründen des Brandschutzes untersagt sei. Da es heißes Wasser für die Zubereitung nur tassenweise beim Frühstück und zum Abendbrot gibt, wurde mir auf Nachfrage beschieden, dass man heißes Wasser für die Zubereitung eines eigenen Tees oder Instant-Kaffees kostenpflichtig am Klinikkiosk käuflich erwerben kann. Die Preise beginnen bei 50 Cent (Tasse) bis 3 Euro (für das Befüllen einer Thermoskanne) Natürlich hält sich kaum jemand an diesen seltsamen Paragrafen der Hausordnung und wer keinen Tauchsieder mitgebracht hatte, der kauft sich in Mölln einen. Ich hatte übrigens auch einen Wasserkocher, welcher mir in den 3 Wochen meines Aufenthalts immerhin glatte 80 Euro Kosten gespart hat.
Fernseher auf dem Zimmer
ebenfalls am Kiosk kann man eine Fernbedienung mieten, welche für den kleinen Flat-TV, über welches jedes Zimmer verfügt, bestimmt ist. Der Preis liegt bei etwa 1,70 Euro Miete pro Tag. Ich habe mir sagen lassen, dass findige Patienten entweder eine lernfähige Fernbedienung benutzt haben, um das Fernseh-Programm verfolgen zu können oder es fand sich auch oft ein netter Nachbar, welcher mit seiner Fernbedienung das Gerät eingeschaltet hat….;-)
Bibliothek
ein weiterer beliebter Treffpunkt war die Bibliothek. Hier gibt es nicht nur hinter Glas verschlossen eingestellte alte Schinken, nein es war hier auch immer ein buntes Völkchen anzutreffen, das sich abends die Zeit bei Kniffel- und Kartenspielen vertrieb. Oftmals ging es dabei so hoch her, dass die Nachtschwester kommen musste, um ein Machtwort zu sprechen und die Zocker des Saales zu verweisen. Weiterhin gibt es in der Bibliothek 4 Plätze mit Computern für Internetzugang und einen Platz, bei dem man seinen eigenen Laptop mit dem Internet verbinden kann. Kostenpunkt pro Minute: stolze 5 Cent. Böse Zungen behaupten, dass wenn man den Computer kurz zum Abstürzen gebracht hat, könne man für den Rest des Abends umsonst surfen, weil dann die Abrechnungsfunktion ebenfalls abstürzt. Wer es denn mag …;-)
Das Essen
Die Reha-Klinik in Mölln bietet für ihre Patienten, die an Stoffwechselstörung und/oder Diabetes leiden, natürlich ein speziell abgestimmtes Diät-Essen an, mit dem Ziel, die Ernährung für Patienten umzustellen, die Übergewicht haben. Patienten, welche wegen Knochen-Problemen eine Reha machen, erhalten dasselbe Essen – diese jedoch ohne Kalorienbegrenzung.
Da ich auch Probleme mit meinem Übergewicht habe, bekam ich von Anfang an 1400 Kalorien zugebilligt, die man mir auf mein Frühstück, Mittag- und Abendessen verteilte. Für mich hieß das: 1 Vollkornbrötchen und eine Scheibe Vollkornbrot mit 20g Becel zum Frühstück. Hierauf kamen 2 Scheiben Belag (Wurst oder Käse), 1 kleine Portion Cornflakes mit Milch und zum Trinken ein Kännchen Kaffee (mit Süßstoff) sowie ein Glas Orangen-Nektar. Alle zwei Tage gab es auch ein gekochtes Ei zum Frühstück dazu.
Zum Mittagessen gab es abwechselnd Fleisch, Fisch, Vegetarisches mit Sättigungsbeilage (oftmals Reis) und Salat. Dazu einen Nachtisch wie Quarkdessert oder Götterspeise. Die Speisen wurden salz- und fettarm zubereitet, schmeckten aber trotzdem recht gut und ein jeder wurde satt und niemand musste hungern – trotz Kalorienreduktionsprogramm.
Abends gab es Brot, Wurst- und Käseplatten und ganz viel frischen Salat und rohes Gemüse. Die Klinik ist zertifiziert als Diätklinik und stolz auf ihr ausgetüfteltes Ernährungsprogramm und die Diät-Assistentinnen, die bei jeder Essensausgabe den Patienten auf die Teller schauten und manchmal versuchten, helfend und beratend einzugreifen, wenn sich einer zu viel des Guten aufgeladen hatte.
Ich musste mich natürlich erst mal an diesen für mich neuen Ernährungsplan gewöhnen, aber es gelang mir recht schnell und ich muss sagen, obwohl ungewohnt – es hat mir geschmeckt und es hat mir auch gutgetan.
Alles in allem: es gibt viel Licht in dieser Klinik aber leider auch viel Schatten. Wer glaubt, er käme hier auf eine Wellness-Farm, wird enttäuscht werden. In dieser Klinik ist alles auf Aktivierung von brachliegenden Reserven und Hilfe zur Selbsthilfe ausgerichtet. Für viele Patienten ist es nicht einfach, sich an ein solches Programm zu gewöhnen – aber was hilfts? Augen zu und durch: ich hab’s überlebt und auch Sie werden Ihren Aufenthalt in Mölln überleben und einigermaßen fit und wieder auf die Beine gestellt die Heimreise antreten. Ich habe mich hinterher besser gefühlt, als wie ich dort angekommen bin und das ist doch auch schon mal was.
Wer es bis hierher geschafft hat und noch mehr erfahren möchte, der kann noch mal zurückgehen zum Teil 1 meines Berichts
(Anschrift: Reha-Klinik Hellbachtal, Sebastian-Kneipp-Str. 2 , 23879 Mölln)