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Kritische Bewertung eines Patienten zur Reha Klinik Hellbachtal in Mölln Teil I

(eigener Bericht –MKH-)

Vom 03.03.2010 bis zum 24.03.2010 war ich als Patient in der bekannten Reha-Klinik „Hellbachtal“ in Mölln  (Anschrift: SebastianKneippStr. 2,  23879 Mölln) der Stadt in welcher angeblich EULENSPIEGEL früher mal sein Unwesen trieb). Betreiber der Klinik ist die Deutsche Rentenversicherung (Sitz in Berlin).

Vorausgegangen war bei mir eine lange Leidensgeschichte mit LWS-Syndrom, Hypertonie, Bauchspeicheldrüsenentzündung samt Entfernung der Gallenblase und zum Schluß: ein beginnender Diabetes.

Meine behandelnden Ärzte und die Krankenkasse  rieten mir deshalb dringend zu einer Reha-Behandlung (der Begriff „Kur“ wird wegen seiner Verbindung zu Wellness und Urlaub heutzutage nicht mehr verwendet) und der Computer der Deutschen Rentenversicherung wählte  diese Klinik in Mölln für meine Behandlung aus.

Obwohl im Informationsblatt, welches die Klinik vor Antritt der Behandlung an die Patienten verschickt, dringend davon abgeraten wird, mit dem eigenen PKW anzureisen (als Grund gibt die Klinik einen Mangel an belegbaren Parkplätzen an), wagte ich es trotzdem, mich mit meinem eigenen Auto auf die 525 Km weite Reise von Frankfurt nach Mölln zu begeben und kam dann auch am 03.03.2010 wohlbehalten dort an.

Die Knappheit mit den Parkplätzen kann ich bestätigen und ich war froh, noch den vorletzten Parkplatz erhascht zu haben.

Nun der erste Ärger: statt der im Informationsblatt angekündigten 40 Cent pro Kilometer (als einfache Fahrt gerechnet=210,- Euro Kilometergeld) bekam ich am nächsten Tag lediglich eine sogenannte „Höchstpauschale“ von 130,- Euro als Fahrtkostenerstattung. Für Leute, deren Reiseweg kürzer ist, werden inzwischen nur noch 20 Cent pro Kilometer (einfacher Weg wird berechnet!) an Kilometergeld ausbezahlt. Die Rentenversicherung müsse sparen, gab man mir als Grund für diese unerwartete Leistungskürzung an.

Jetzt zur Aufnahme: ich bekam von der Empfangsdame an der Lobby meinen Zimmerschlüssel und musste mich dann bei der Schwester auf  der Station 4 melden. Diese begrüsste mich freundlich, fragte mich nach meinem Befinden und welche Medikament ich benötigen würde (zu den Medikamenten nachher mehr) und zeigte mir mein Zimmer: ein winziges, zweckmässig mit Bett, Schreibtisch und Einbau-Kleiderschrank (mit Mini-Safe) ausgerüstetes , ca. 12 m² kleinesZimmer. Die Fensterfront hat zwar mehrere Fenster, davon lässt sich jedoch nur das kleinste sowohl kippen als auch öffnen. Der Rest ist abgeschlossen bzw. es fehlt der Fenstergriff. Beim Öffnen des Fensters schaltet sich automatisch die Heizung ab.

Weiterhin gibt es eine eigene Dusche, Toilette und Waschbecken in einer eigenen angegliederten Naßzelle und ein Zimmertelefon welches kostenlos zum Empfang von Telefonaten verwendet werden kann. Will man jedoch nach draussen telefonieren, muß erst eine Telefonkarte (Pfand = 10 Euro) am Automaten im Lobbybereich gekauft und entsprechendes Guthaben aufgeladen werden. Zum Raustelefonieren habe ich jedoch entweder das im Erdgeschoß befindliche öffentliche Telefon zum Normaltarif oder aber mein eigenes Handy benutzt.

Die Benutzung von Handies ist  in der Klinik gestattet und diese funktionieren auch einwandfrei, weil auf dem Klinikdach 4 große Antennen installiert sind.

Am nächsten Tag hatte ich mein erstes Arztgespräch mit einer kurzen Besprechung meiner derzeitigen Krankheiten und ich erhielt daraufhin meinen ersten Therapieplan, in welchem für jeden Tag die Anwendungen aufgelistet sind, die mein Arzt für mich ausgewählt hat.

Tipp: Der Arzt fragt beim Aufnahmegespräch, ob man viel oder wenig machen möchte. Wer auf „viel“ gesetzt hat darf sich nicht wundern, wenn der Tagesplan dann auch entsprechend viele Sportangebote aufweist. Mir sind Fälle bekannt, bei denen die Reha-Willigen gleich 5 mal am Tag zu sportlichen Aktivitäten eingeteilt wurden und in der Folge am 3. Tagen mit Zerrungen und eingeklemmten Nerven erst mal auf Schmerzmittel gesetzt werden mussten, und die dann das weitere Programm humpelnd und fluchend absolvierten, bis schließlich völlige Bettruhe angesagt war. Man sollte sich also anfangs nicht zuviel zumuten (und verschreiben lassen), wenn man keinerlei sportliche Aktivitäten mehr gewohnt ist.

Neben dem Sport – es gibt Nordic-Walking, Ergometer-Fahren, Fitnessraum mit Geräten, Gymnastik in der großen Turnhalle und ein sehr schönes Hallenbad mit angenehm warmen Wasser zur Wassergymnastik und Aqua-Jogging, wobei mir persönlich das Training im Wasser unter der therapeutischen Anleitung des Therapeuten Herrn I. am meisten Spaß gemacht und auch geholfen hat. Herr I. war früher Rettungssanitäter und hat 5 Jahre auch mal als Animateur gearbeitet.

Abends kann das Hallenbad dann zum Schwimmen und Planschen „frei“ genutzt werden.

Nun zu den Anwendungen, die vom Arzt angeordnet werden und die man sich dann in den einzelnen Bereichen abholen kann. Es gibt im Erdgeschoß eine umfangreiche Bäderabteilung mit Kneipp-Anwendungen, Reizstrom-Bäder, Moorpackung und Wassertret-Becken , um nur einige zu nennen.

Ich hatte Reizstrom-Therapie und ein paar Moorpackungen, wobei mir die Dauer der Moorpackung als viel zu kurz erschien: ich war von der Packung kaum angewärmt und entspannt,  als mir schon nach 10-12 Minuten die wärmenden Decken weggezogen wurden und ich mich wieder anziehen konnte. Ich hatte auch schon früher mal derartige Packungen erhalten, wobei die Anwendungs-Zeiten immer zwischen 30 und 45 Minuten betragen hatten.

Mein Eindruck von den Packungen in der Klinik Hellbachtal war, daß hier möglichst viele Patienten durchgeschleust (und abgerechnet) werden, mit zweifelhaftem medizinischen Nutzen des Ganzen.

Über die ebenfalls verabreichten manuellen Lymphdrainagen kann ich mich jedoch nicht beschweren: profihaft, effektiv und auch von der Länge her ausreichend und angemessen.

Weiterhin ist im Erdgeschoß eine (feiwillige) Ergo (Beschäftigungs)-Therapie angesiedelt, welche ich jedoch nicht genutzt habe, da mir Basteln in geselliger Runde nicht liegt.

Das Highlight der Klinik ist jedoch die Verpflegung der Patienten und die zugehörige Ernährungsberatung durch extra Diät-Assistentinnen. Da die meisten Leute hier Probleme mit Zucker im Blut und anderen Stoffwechsel-Krankheiten haben, wird natürlich eine Gewichtsreduktion, zu Deutsch: Abnehmen angestrebt. Die Diät-Assistentinnen stehen dann auch zu mehreren am Buffet und überwachen mit Argusaugen, was sich die einzelnen Patienten auf den Teller laden, um nötigenfalls beratend eingreifen zu können.

Bei jeder der am Buffet angebotenen Speisen sind kleine Info- Täfelchen aufgestellt, auf denen der genaue Gehalt an Kalorien, Broteinheiten etc. vermerkt ist.

Die vom Buffet im Speisesaal abrufbaren Essensrationen sind dann auch individuell auf jeden Patienten abgestimmt. Es gibt fest vergebene Plätze an den Vierer-Esstischen mit Platzkarten für jeden Gast. Auf diesen Karten ist nebst dem Namen und der Zimmernummer auch eine Markierung als Zuckerkrank, Gewichtsreduktion etc. angebracht und es ist die zugebilligte Tagesration an Kalorien vermerkt.

Bei mir selbst waren dies relativ humane 1400 Kalorien, welche mir vom Arzt zugestanden wurden, und was mir nach drei Wochen Aufenthalt und der Teilnahme an allen angebotenen Anwendungen immerhin 3 Kilo weniger Körpergewicht auf die Waage brachte.

Der Autor Mathias in der Raucherhütte der Reha-Klinik in Mölln

Fortsetzung im Teil II

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